Fibel

(„Fi·bel Substantiv, feminin Lehrbuch, das in die Anfangsgründe eines bestimmten Fachgebietes einführt „)

„Organisation ist, wenn viele Teile auf ein Ziel hin zusammen stehen und ein Ganzes werden. „Klimacamp“ das ist ein Ziel aber auch eine Floskel und schnell ein so-und-so-sieht-das-aus-Wort. Wir werden, somal wir organisiert sind, immer hin und herschwanken, eine Erwartung zu erfüllen, die auch wir selber an uns richten und uns doch klar sein: Wir sind immer unendlich Neuer als alles Erwartete. Schwanken zwischen Prinzip und Jargon gehört dazu und etwas mit Leben füllen und mit etwas sein Leben füllen ist ein schmaler Grad. Aufbauender-Widerstand und widerständiger-Aufbau wollen geplant sein aber auch passieren.“

Mit unserem kleinen Ausschnitt aus unserer noch entstehenden Klimacamp Fibel wollen wir euch einen Punkt mitgeben. Wir sind keine Szene sondern ein Augenblick des Widerstands.


handeln

Dass Aufklärung, dass das richtige Argument am richtigen Ort, dass Information, Wissen und Reflexion Waffen gegen die Gleichgültigkeit sind, – und das wissen wir alle – stimmt nicht. Wir wissen es, weil wir selbst anschauliche Beispiele dafür waren oder sind. Am Anfang war die Tat. Handeln ist der Weg zur politischen Bildung, Handeln ist der Weg zu einem Begriff von Gerechtigkeit. Es gibt keine Waffe gegen die Gleichgültigkeit der Anderen und vielleicht gibt es überhaupt kein Mittel gegen Gleichgültigkeit, das in unseren Händen liegt. Aber es gibt ein Mittel für Verantwortung und Teilhabe. Das Klimacamp ist zwar – und darum wissen wir – ein kleiner künstlicher Raum aber es ist eine Tat und als Täter*innen und Handelnde, also als die, die wir sind und waren und sein sollten, können wir uns dort sehen lernen. Und das ist der Anfang.


Gemeinschaftsbildung

Wir planen und besuchen das Klimacamp nicht, um danach wieder alleine in vermeintlichen Alltags- und Denkzwängen dazustehen sondern diese als Gruppe zu überwinden. Wir finden und schaffen uns eine Gemeinschaft von Garanten unseres freien Raums.  Das Ziel der Klimagerechtigkeit erreichen wir nur als diese in diesem. Wir müssen nicht alleine sein, hätten niemals alleine sein müssen und werden niemals alleine sein.


Vernetzung

Es gibt bereits sehr viele aktive Gruppierungen und Personen. Wir wollen zu der Möglichkeit beitragen, sich einander vorzustellen und kennenzulernen.  Lasst uns einen Raum dafür schaffen, neue Gruppen entstehen zu sehen: Vernetzung unter den Gruppen zu einer integrierteren Bewegung und Vernetzung einzelner Individuen zu bestehenden oder neuen Gruppen.


Aktionsschulungen

Klimagerechtigkeit ist Handarbeit! Zwar müssen wir alle daran arbeiten unser eigenes Leben ökologischer zu gestalten, aber das reicht bei weitem nicht, um die Gemeinschaft der aktuellen Lebensformen auf dem Planeten zu retten. Wir müssen auch unsere Mitmenschen und die Zentren der Macht wie Politik und Wirtschaft zum Wandel bewegen.

Hierfür gibt es ein breites Arsenal an Handlungsmöglichkeiten aus dem Bereich der direkten Aktion. Direkte Aktionen können entweder darauf abzielen Dinge sofort in Eigenarbeit zu verändern – wie zum Beispiel einen Kohlebagger zu sabotieren, sie können aber auch darauf abzielen andere Menschen zum nachdenken anzuregen – wie zum Beispiel durch das Platzieren von Bannern mit Parolen an exponierten oder symbolischen Stellen, im öffentlichen Raum, Flashmobs oder auch verstecktem („subversivem“) Straßentheater und Clownerie. Direkte Aktionen sind in verschiedensten Stufen zwischen pazifistisch und militant, öffentlich und versteckt möglich und können sich damit auch in verschiedensten legalisierten und nicht legalisierten rechtlichen Räumen verorten. Welche Art von Aktion und welcher Grad an Radikalität notwendig ist, kann niemals pauschal im Voraus beantwortet werden, sondern hängt immer von den jeweiligen Zielen und Umständen der bestimmten Aktion sowie von Kapazität und Bereitschaft der durchführenden Personen ab.

Auf dem Camp soll die Möglichkeit für Alle bestehen, sich einen Überblick über verschiedene Facetten direkter Aktionen zu verschaffen und selber erfinderisch zu werden. Für die meisten direkten Aktionen braucht es nur einfache Mittel und Phantasie, Organisation und Solidarität. Wo das nicht zutrifft, wollen wir auch gleich das nötige Handwerk erlernen um handlungsfähig zu werden: Kletterskills, das Fertigen von robusten Bannern, Theaterinszenierungen und vieles mehr.

Egal wie friedlich oder militant die gewählten Aktionen am Ende ausfallen: Meistens werden Aktivisti so oder so vor, während und nach der Aktion mit Repressionen verschiedenster Intensität konfrontiert. Das reicht von der Möglichkeit der Bespitzelung z.B bei der Planung, über Platzverweise, mündliche Drohungen und Diffamierungen durch Polizist*innen bis hin zu Bußgeldern oder sogar Gefängnisstrafen und Gewalt durch Polizei und Konsorten bei Ordnungswidrigkeiten und Straftaten. Welche Mittel uns zur Verfügung stehen, uns als Aktivist*innen gegen Repression äußerlich zur Wehr zu setzten aber auch innerlich zu wappnen ist daher essentieller Teil eines jeden direct-action Trainings!