– Wir streben eine Gesellschaft verantwortungsbewusster und autonomer Individuen an. In unserem aktuellen politischen System, sowie in Familien, Schule, Arbeit und Verein lernen wir meistens vor allem obrigkeitshöriges Verhalten – eigenes Denken, eigene Verantwortung und eigene Kreativität und Initiative werden nur selten gefördert. Um etwas zu erreichen müssen wir wieder die Feuer entfachen, erkennen was es zu tun gibt und dann selbst mit anpacken!
Für das Klimacamp selbst heißt das, dass die aktive Teilnahme an der Gestaltung des Camps von allen erwünscht und gefordert ist! Die Möglichkeiten dazu sind Vielfältig: Beteilige Dich bereits jetzt an der Planung oder überlege Dir einen Programmpunkt oder helfe vor Ort mit Kochen, Kloputzen, Diskussion und gegenseitigen Massagen – was auch immer es gerade zu tun gibt! Scheut euch nicht Menschen, die bereits schon stärker in die Organisation verwickelt sind, anzusprechen und euch einzubringen. Und: „When you see a job it is yours“ = Wenn Du etwas siehst was erledigt werden sollte, dann hast Du dich mit dieser Erkenntnis bereits dafür qualifiziert etwaige Sache auch entweder selbst zu erledigen, oder ebenjenes mit anderen zusammen zu organisieren.
Wir wollen weg von der Produzenten/Konsumenten Logik. Wir organisieren und gestalten das Klimacamp. Alle. Gemeinsam.
– Ismen wie Sexsismus und Rassismus umgeben uns und durchdringen die Gesellschaft und jede*n einzelne*n von uns. Auf dem Klimacamp wird ein Raum diskriminierungsfreien Miteinanders geschaffen. Alle Menschen sollen sich hier wohlfühlen können. Sexismus und Rassismus sind nicht im Ansatz geduldet. Geht offen, fair und respektvoll miteinander um! Wenn Du dir bei etwas unsicher bist: Stelle achtsam Fragen.
– Klimagerechte Zukunft und Kapitalismus sind nicht miteinander zu vereinbaren. Daher streben wir am Camp Geld- und Tauschlogikfreies Zusammenleben an. Allerdings sind gewisse Güter für das Camp nicht anders als mit Geld zu erreichen. Daher sind wir dringend auf die Spenden aller angewiesen. Geld darf jedoch kein Ausschlusskriterium sein. Die Kosten und Einnahmen durch Spenden werden wir transparent darlegen.
Eventuelle Überschüsse werden wir an ähnliche Bewegungen (andere Klimacamps, Wald/Ackerbesetzungen etc.) spenden.
– Wir sind keine Naturschützer*innen. Wir wollen Klimagerechtigkeit, das heißt wir denken und handeln und verstehen uns als Veranstaltung im sog. „linken“ Kontext. Bodenethos dulden wir nicht.
Your dress your choice! Your dress your choice?
Dass nackte Männeroberkörper im öffentlichen Raum akzeptiert sind, nackte Frauenoberkörper aber nicht, gehört zu den eklatantesten Widersprüchen einer sich selber als liberal definierenden Gesellschaft, die tatsächlich aber stark patriarchal organisiert ist. Während Männer sich meist keinerlei Gedanken darüber machen müssen ihren nackten Oberkörper zu zeigen, wird dies Frauen meistens verboten, oder sie werden zudem noch sexistisch angemacht oder genötigt und ihnen selber die Schuld dafür gegeben. Die Normalität und Akzeptanz dieser Diskriminierung zeugt von der Tiefe ihrer Verwurzelung. Gruppen die diese Ungleichheit nicht mehr akzeptieren wollen einigen sich nun im Sinne „Gleiche Rechte für Alle“ häufig auf „solidarisches Schwitzen“, dass also alle Menschen egal welchen Geschlechts ihren Oberkörper, bedeckt halten sollen. Häufig gilt es dann zum Beispiel auch „No Shirt, no service“. Oft verstehen Menschen nämlich erst richtig wie andere sich fühlen, wenn sie selbst in ähnliche Situationen geraten wie diese. Als Cis-Mann die Erfahrung sozialen Drucks zu machen sich obenrum bedecken zu müssen, ist also eine sehr effektive Maßnahme zur Aufklärung von sozial geschaffenen Geschlechterunterschieden. Gleichzeitig widerspricht das Vorschreiben bestimmter Kleidungsmerkmale aber von vorneherein, also natürlich bereits im alleinigen Bezug auf Frauenkörper, den Prinzipien eines liberalen Zusammenlebens. Unser langfristiges Ziel ist es ja ein Umfeld schaffen in der jede Frau, genauso wie jeder Mann, offen ihre Brust zeigen darf und dies auch im Frieden tun kann, weil sie sich sicher sein kann nicht sexistisch dafür angemacht oder genötigt zu werden. Während wir unter Freunden häufig schon an diesem Punkt angelangt sind, sind öffentliche Treffen wie ein Klimacamp leider nur schwerlich ein Raum in dem sich viele Frauen tatsächlich wohl genug fühlen werden um sich in dieser Sache auch frei zu fühlen – auch wenn wir es uns so wünschen würden. Den Männern nun aber das tragen von Oberkörperbekleidung ebenfalls vorzuschreiben, reproduziert in unseren Augen genau die falsche autoritäre Logik. Wichtiger ist es wirklich zu durchsteigen was patriarchale Strukturen im Alltag bedeuten. Und dazu kann es durchaus ein probates Mittel sein eine Zeitlang, entgegen der Gewohnheit, auf die eigene nackte Brust zu verzichten. Falls Du das machst, wollen wir aber, dass dies bereits Ausdruck einer Reflektion ist und Du Dich nicht darauf ausruhst einfach das zu tun, was von Dir verlangt ist, ohne aber im Grunde etwas an deiner Einstellung zu ändern. Auch ein Macho im T-Shirt ist immer noch scheiße. Anstatt den Männern am Camp nun also vorzuschreiben ebenfalls zwingenderweise immer ein T-Shirt tragen zu müssen (wie es unsere patriachale Gesellschaft in diskriminierender Weise von den Frauen verlangt), rufen wir Dich als Mann dringlich dazu auf Dir über diese Zusammenhänge gründlich Gedanken zu machen. Wenn Dir heiß ist und Du dein T-Shirt ausziehen möchtest, wie meinst Du geht es dann im selben Moment der Frau neben Dir? Wie würde es sich für Dich anfühlen wenn Du dazu gezwungen wärest deine Brust immer bedeckt zu halten – welche Risiken würdest Du eingehen wenn Du hierin einmal nicht der Norm entsprechen würdest? Sprich mit den Menschen um Dich rum, lerne andere Perspektive kennen und entscheide selber was fair ist und wie Du in deiner Position zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen kannst. Immer und überall. Außerdem nehmen wir übrigens gerne Bikinis und Tücher als Bedeckungen als Spende an und werden diese am Infopoint für >alle< Klimacampistas die ihre Brust bedecken wollen – aus welchen Gründen auch immer – verteilen. Falls Du garnicht mit dieser Vorgehensweise klarkommst bitte tritt in Kontakt mit uns. Es ist unser Ziel einen Raum zu schaffen in dem sich alle wohlfühlen können.